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Barfuß glücklich und zufrieden

Auch mein zweiter Blog-Beitrag entsteht im Rahmen eine Blog-Parade. Diesmal ist es meine Frau Korina, die mit der Fragestellung „Hauptsache zufrieden!?“ dazu aufruft, sich über das Thema Zufriedenheit nicht nur Gedanken zu machen, sondern diese auch in Form eines Blog-Beitrags mit anderen zu teilen. Was also hat mein Thema, das Barfußgehen oder -laufen, mit Zufriedenheit zu tun?

Glück und Zufriedenheit

Ich stelle mir zuallererst einmal die Frage, was Zufriedenheit ist? Ich möchte dabei zwischen Glück und Zufriedenheit unterscheiden. Glück ist m.E. ein temporäres Gefühl, das i.d.R. durch eine äußeres Ereignis ausgelöst wird oder aber sich in einem solchen äußert. Temporär bedeutet dabei nicht unbedingt, dass es sich um eine kurzfristige Erscheinung handeln muss, sondern lediglich, dass sie vergänglich ist. Wenn ich bspw. sage, ich bin glücklich verheiratet, dann ist das im besten Falle ein Umstand, der erst mit dem Tod des Partners endet. Das Glück ist aber von einem oder mehreren äußeren Umständen abhängig, hier der Existenz des Partners, den ich nicht nur kennengelernt habe, sondern der auch bereit ist sein Leben mit mir zu teilen und sich dabei im großen und ganzen mir gegenüber sehr wohlwollend verhält. Ganz in diesem Sinne spreche ich auch von Glück, wenn sich bei einer geplanten Wanderung das Wetter von seiner besten Seite zeigt, das Essen im ausgewählten Restaurant vorzüglich ist oder mein Fußballverein ein Spiel gewonnen hat. Ich fühle mich „bevorzugt“ vom Universum, da ich in den Genuss eines mehr oder weniger lang anhaltenden Glücksgefühls komme, zu dem ich durch mein Verhalten ggf. beigetragen habe, dessen Ausgang aber nicht allein in meiner Hand liegt.

Zufriedenheit dagegen beschreibt für mich einen Wesenszustand, für den ich am Ende ganz allein verantwortlich bin und der mein Innerstes nach Außen kehrt. Sicher ist es umso leichter „mit sich und der Welt“ zufrieden zu sein, je mehr Momente des Glücks ich erleben darf. Aber diese Beziehung müssen wir uns noch einmal genauer anschauen, denn es gibt sowohl Menschen, denen offensichtlich das Glück wenig hold ist und die trotzdem sehr zufrieden sind und noch viel mehr, denen objektiv betrachtet eigentlich nichts fehlt und die trotzdem verzweifeln.

Was ist also die Beziehung zwischen Glück und Zufriedenheit und was hat das Barfußlaufen damit zu tun? Nun, ich denke, dass dies ein sehr anschauliches Beispiel ist, an dem man das Thema durchdringen kann und das will ich im folgenden versuchen.

Barfuß im Hier und Jetzt

“The purpose of our life is to seek happiness” (Dalai Lama)

Vielleicht fange ich mal damit an, dass ich behaupte: Das Glück ist immer da, wir sehen es oft nur nicht. Nun natürlich gibt es Situationen. die sind so schrecklich, dass man kaum davon reden kann, hier irgendwo einen glücklichen Zustand oder Umstand sehen zu können. Für die Vielzahl der alltäglichen Situationen in unserem Leben denke ich aber, hat meine Behauptung Bestand. Und, man beachte, ich rede nicht vom Lottogewinn oder sonst einer außergewöhnlichen Situation, sondern unserem Alltag.

Achtsam im Hier und Jetzt zu leben, der kleinen Blume am Wegesrand mit kindlicher Neugier und Freude zu begegnen, in jeder auch noch so vertrackten Situation auch etwas Positives zu finden sind bekanntlich ein guter Weg zu mehr Zufriedenheit. Und die Umstände, die uns das vor Augen führen, sind alle schon da, wir müssen sie nur suchen und erkennen, wir müssen sie nicht erringen oder erzwingen.

Und jetzt komme ich endlich zum Thema: wenn ich barfuß laufe, kommen ganz viele Aspekte zusammen, die hier eine Rolle spielen. Fangen wir damit an, dass ich ganz viele Momente des Glücks erlebe, die mir sonst verborgen blieben. Ich nehme meine Umwelt viel intensiver wahr, ich bin in ständigem Kontakt mit dem Boden und erlebe ihn in all seiner Vielfalt. Ich erfahre viel mehr, ich erspüre nicht nur die unterschiedliche Beschaffenheit des Untergrunds, sondern bspw. auch den Grad seiner Feuchtigkeit und Wärme. Und wer jemals an einem kühlen Tag im März, obenherum dick eingemummelt, mit bloßen Füßen auf einem sonnenbestrahlten, warmen Sandsteinboden gestanden hat, der weiß, wovon ich rede, und wer nicht, den kann ich nur ermuntern es einmal auszuprobieren.

Das ist so ein Moment des Glücks, den ich einfach so ohne jegliches Zutun mitbekomme, während viele andere frierend allenfalls ihr Gesicht der Sonne zuwenden um ein wenig ihrer Wärme abzubekommen. Wenn ich über eine Wiese oder durch den Wald gehe, achte ich sehr genau darauf, wo ich hintrete. Dadurch entdecke ich vieles, dass dem beschuhten Zeitgenossen entgeht. Und wer weiß nicht, wie schön es ist im Sommer barfuß durch den Regen (und all die warmen Pfützen) zu laufen, aber kaum einer tut es wirklich. Ich könnte diese Liste jetzt endlos fortsetzen, aber ich will den Leser nicht langweilen.

So bietet mir das Barfußlaufen nicht nur ganz viele zusätzliche Momente des Glücks, sondern sorgt sozusagen automatisch dafür, dass ich mit größter Achtsamkeit immer im Hier und Jetzt bin und diese Momente auch finde.

Barfuß als Lebensgefühl

Und damit kommen wir zum nächsten Aspekt. Die Offenheit, Glücksmomente zu empfangen ist Ausdruck einer inneren Haltung, der Zufriedenheit. So bedingen sich Glück und Zufriedenheit also sogar eher in der umgekehrten Richtung: wer zufriedener ist, erlebt wahrscheinlich viel mehr Momente des Glücks. Was aber trägt zu dieser inneren Haltung bei bzw. befördert sie?

Nun, ich denke hier kann ich nicht mehr im Allgemeinen sprechen: Menschen, ihre Ansichten und Werte, Visionen und Ideale sind viel zu verschieden, als dass ich mir anmaßen könnte, hier eine allgemeingültige Aussage machen zu können. Ich kann also nur wiedergeben, was mich zufrieden macht und sein lässt.

Meine Barfüßigkeit ist hierbei in mehrfacher Hinsicht Ausdruck eines Lebensgefühls. Zunächst einmal würde ich mich als harmonischen Genießer beschreiben. Ich fühle mich wohl, wenn ich harmonisch in meine Umwelt verwoben bin und ihre Schönheiten genießen kann. Verbundenheit mit den Menschen erlange ich in harmonischen sozialen Beziehungen und Verbundenheit mit der Natur erlebe ich, indem ich sie mit allen zur Verfügung stehenden Sinnen wahrnehme und genieße.

Lebendigkeit und körperliche Aktivität sind Ausdruck innerer Lebenslust, die sich natürlich auch beschuht ausleben lässt. Aber wenn ich barfuß wandere oder auf schmalen Pfaden durch den Wald jogge, erlebe ich dies mit einer Intensität, die mich unmittelbar in einen Zustand wunschloser Beseeltheit (heute sagt man dazu „Flow“) bringt, den andere vielleicht nicht so oft oder so intensiv erleben.

Ein anderer ganz wichtiger Punkt ist Selbstbestimmung, Freiheit und Autonomie. Ich kann mich ein- und sogar unterordnen, wenn ich von einer Sache bzw. der natürlichen Autorität eines Menschen überzeugt bin. Aber ich muss aus freier Entscheidung heraus Selbstbestimmung, Freiheit oder Autonomie abgeben, die ansonsten zu den höchsten Werten zählen, von denen ich geleitet werde. Mit dem Barfußlaufen demonstriere ich also auch meine Selbstbestimmung, denn ich entscheide, wann und wo ich es tue, und richte mich nicht nach der Meinung anderer oder den allg. Gepflogenheiten, solange ich nicht ernsthafte Gründe dafür sehe, Schuhe zu tragen.

Barfuß zu sein ist damit zugleich Ausdruck meines Selbstbewußtseins denn es bedarf nicht nur einer gewissen Reife und Gefaßtheit, sich bewußt von der Mehrheit bzw. der Gruppe abzusetzen, sondern es ist mir in der Tat auch ziemlich egal, was andere über mich denken, solange sie mir nicht in irgendeiner Art gefährlich werden.

Ein weiterer Aspekt ist das Gefühl der Leichtigkeit. Barfuß empfinde ich nicht nur als natürlicher und angenehmer, sondern im wahrsten Sinne des Wortes als Ausdruck einer gelebten Leichtigkeit, den Dingen nicht mehr Bedeutung zuzumessen, als ihnen wirklich zusteht.

Als letztes möchte ich hier schließlich noch die die Spiritualität ins Feld führen. Wenn ich die allem innewohnende göttliche (Lebens-) Kraft in all den Dingen, von denen ich umgeben bin, nicht nur mit dem Verstand erfasse und mit Augen und Ohren, sondern auch mit Händen und Füßen hautnah „begreife“, empfinde ich eine tiefe Geborgenheit.

Das Ausleben dieser, und sicher auch noch weiterer Aspekte meiner Selbst, führt zu einem Zustand der Authentizität, also der weitgehenden Übereinstimmung des gewünschten mit dem gelebten Leben, der mir eine tiefe innere Ruhe und Zufriedenheit gewährt und sich zugleich daraus nährt.

Barfuß als „Lebensgefühl“ verkörpert für mich daher auf ideale Art und Weise, wie ich sein kann, wer ich sein will.

Hauptsache zufrieden!

Und damit kommen wir wieder zum Anfang zurück. Ja, ich bin sehr zufrieden mit mir und dem Leben und das, weil ich sein kann, wie ich will und die Schönheiten des Lebens genießen darf. Barfuß zu sein ist eine wesentliche Quelle und zugleich Ausdruck dessen. Bei anderen Menschen sind es sicher andere Dinge, aber Barfußgehen oder -laufen ist m.E. ein schönes Beispiel dafür, dass es oft ganz einfache Dinge sind oder sein können, die unser Leben bereichern und uns Zufriedenheit schenken.

Vielleicht gilt das ja auch für dich? Also, probiere es doch einfach einmal aus: raus aus den Schuhen und Socken und los geht’s…

Viel Spaß

Ralf

Wenn Du Fragen zum Barfußgehen oder -laufen hast oder wissen willst, wie ich Dich dabei unterstützen kann, schau Dich auf meiner Webseite Barfuß fürs Leben um und/oder sende mir eine kurze Mail an ralf@dielschneider.de

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Nicole

    Lieber Ralf,
    sehr schön, wie du das Barfußlaufen mit Glück und Zufriedenheit zusammenbringst. Besonders gut gefällt mir dieser Absatz – denn darin erkenne ich mich genau wieder: „Ein anderer ganz wichtiger Punkt ist Selbstbestimmung, Freiheit und Autonomie. Ich kann mich ein- und sogar unterordnen, wenn ich von einer Sache bzw. der natürlichen Autorität eines Menschen überzeugt bin. Aber ich muss aus freier Entscheidung heraus Selbstbestimmung, Freiheit oder Autonomie abgeben, die ansonsten zu den höchsten Werten zählen, von denen ich geleitet werde.“ Sehr gut formuliert!
    Liebe Grüße
    Nicole
    PS: Du musst deinen Beitrag noch unter Korinas Blogparade verlinken – oder hab ich den Link übersehen?! 🙂

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